INTERNATIONALE KUNST IM SCHLOSS RUHPOLDING

  

  
  

 

Das herzogliche Jagdschloß

Das Gebäude, in dem das Museum und die Gemeindebücherei heute untergebracht sind, geht in der Substanz zurück auf das Jagdschloß des bayerischen Herzogs Wilhelm V.

Die Jagd war besonders im 16. Jahrhundert eine beliebte Beschäftigung des Adels. Die Mühen der Jagd im Gebirge wurden seinerzeit noch nicht gescheut, wenn es dort genügend Hirsche, Bären und Wildschweine gab. In den tiefen Wäldern um Ruhpolding gab es Wild genug, und die bayerischen Herzöge konnten hier Jagdrechte geltend machen. Herzog Wilhelm IV. kam öfter mit seinem Gefolge zur Jagd hierher. Weil jedoch das Dorf keine angemessene Unterbringung und Verpflegung der Jagdgesellschaften bieten konnte, gab Wilhelm IV. 1537 den Bau eines Jagdschlößchens in Auftrag. Dieses erste Jagdschloß befand sich zwischen dem neuen Jagdschloß und dem heutigen Hotel "Zur Post". Bilder davon sind nicht erhalten.

Die Jagdgesellschaften und deren Ansprüche wuchsen und das erste Jagdschlößchen reichte bald nicht mehr. 1585 befahl Herzog Wilhelm V. den Bau eines größeren und bequemeren Schlosses. Das alte Schloß verlor an Bedeutung und verkam. 1729 wurde erlaubt, die Steine dieses Gebäudes für den Bau der Pfarrkirche zu verwenden.

Das neue herzogliche Jagdschloß wurde fertiggestellt, erlebte jedoch nur mehr kurze Zeit den Glanz des Herzogshofes. Die Nachfolger Wilhelms V. verloren allmählich die Freude an der Jagd in den Bergen. In der Barockzeit bevorzugten sie jene Treib- und Parforcejagden, die uns heute mehr als Gemetzel, denn als Jagd anmuten:

Von der Kutsche aus wurde herangetriebenes, müde gehetztes Wild abgeschossen. Für solche Jagden war Ruhpolding wenig geeignet. Der Aufwand einer Reise ins ferne Miesenbachtal erschien dem Adel bald zu hoch.

Seit 1607 kamen keine herzoglichen Jäger mehr ins Ruhpoldinger Schloß. Ohne größere Umbauten blieb es erhalten. Lange Zeit stand es leer, im 18. Jahrhundert wurde es zeitweise als Wohnung für die Hilfsgeistlichen benutzt. Schließlich wurde hier das Forstamt untergebracht.

Im Jagdschloß Wilhelms V. befindet sich eine kleine Schloßkapelle. Sie wurde vermutlich 1656 ausgebaut und teilweise neu eingerichtet. In der Substanz geht die Kapelle, wie das Schloß in die Zeit der Renaissance zurück, wobei noch spätgotische Nachklänge festzustellen sind. Ein hervorragend gearbeiteter Renaissance-Tabernakel in der Kapelle verdient besonderes Augenmerk.